Aktuelles zum gPRA-Projekt der Ruhr-Universität in Bochum

Das gPRA-Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Suche nach Mutationen in Kandidatengenen, die für den Ausbruch der Krankheit gPRA verantwortlich sind. Es gibt eine große Anzahl von Genen, die für Proteine codieren, die in den Funktionsablauf des Sehens eingebunden sind. Diese Proteine sind in verschiedenen Bereichen des Sehvorgangs unbedingt notwendig. Wenn eines dieser Proteine in der wichtigen Funktionsfolge defekt ist, führt es immer zu dem gleichen Krankheitsbild, der gPRA.
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Hunderassen werden gewöhnlich durch wenige ausgesuchte Tiere gegründet, die die für die Rasse wichtigen Merkmale tragen. Durch ein oder wenige dieser Gründertiere wurden spezifische gPRA-verursachende Mutationen in die Hunderasse eingeführt. Durch Rassenbildung, also Kreuzung von verwandten Tieren, die die rassenspezifischen Merkmale tragen, verbreitete sich das defekte Gen in der Population (Rasse) und führte zum häufigen Auftreten von betroffenen Nachkommen mit zwei defekten Genkopien.
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Wenn das für die Rasse spezifische gPRA-ursächliche Gen bekannt ist, kann ein molekulargenetischer Test entwickelt werden. Für die Zucht können somit gPRA-Anlageträger frühzeitig auf Genomebene erkannt werden. Der Gefahr, daß gesunde Mutations-Träger miteinander gekreuzt werden, kann somit begegnet werden.  Mit Hilfe eines solchen genetischen Tests ist es also möglich, das Erkrankungsrisiko in der jeweilen Rasse, für die das gPRA Gen bekannt ist, auf ein Minimum zu reduzieren. Für die zwei Hunderassen Irischer Setter (Clements et al., 1993) und Cardigan Welsh Corgi (Petersen und Sargan, 1998) konnten inzwischen direkte DNA-Tests für die gPRA etabliert werden. Bei den Irischen Settern (rcd1) wurde eine Punktmutation im Codon 807 des cGMP-PDEB-Gens identifiziert. Diese Mutation führt zu einem Stopcodon, wodurch ein verkürztes, funktionsloses Genprodukt entsteht. Die gPRA-ursächliche Mutation bei den Cardigan Welsh Corgi wurde im cGMP-PDE6A-Gen nachgewiesen.
Für die prcd PRA-Variante, die die Zwergpudel, englischen und amerikanischen Cocker Spaniels, Labrador Retriever, Portugiesische Wasserhunde und Chesapeak Bay Retriever betrifft, sind inzwischen "Fingerprint"- und RAPD-Marker auf dem Chromosom 9 (Gu et al. 1998) des Hundes für indirekte Genomanalysen beschrieben. Gentests für Chesapeak Bay Retriever, englische Cocker Spaniels, Portugiesische Wasserhunde und Labrador Retriever werden bereits kommerziell angeboten (http://www.optigen.com/, 1999). Das Gen und die eigentliche PRA-verursachende Mutatione ist  jedoch noch unbekannt. Der Test ist hauptsächlich für Züchter interessant, die mit sicheren prcd-freien Hunden züchten wollen. Der Nachweis, ob Hunde obligate Träger des prcd-Allels sind oder tatsächlich an prcd erkranken werden, ist durch die Vielzahl falsch-positiver Ergebnisse nicht möglich.
Eine Deletionsmutation im RPE65-Gen führt zur congenitalen stationären Nachtblindheit bei Briards. Diese Diagnose kann hier im Institut für molekulare Humangenetik auf molekularer Ebene bestätigt werden. Außerdem werden heterozygote Träger der Erkrankung erkannt.
Inzwischen wurden 15 für den Sehvorgang wichtige Gene auf Mutationen hin untersucht. Diese Gene konnten mittlerweile in den meisten Hunderassen als Ursache für die gPRA ausgeschlossen werden.

Abk.:

cGMP-PDEB/A = cyklische Guanosinmonophosphat-Phosphodieserase Beta/Alpha-Untereinheit, prcd = progressive rod cone dysplasia,
rcd = rod cone dysplasia,
RPE65 - retinales Pigmentepithel 65,
RAPD -Marker = random amplified polymorphic DNA

  Tabelle 1: DNAs von den folgenden Hunderassen stehen für das PRA-Projekt zur Verfügung.
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Rasse  gesamt davon erkrankt
Portugieser Wasserhund 1 -
Entlebucher Sennenhund 31 20
Labrador Retriever 145 5
Golden Retriever 14  2
Schäferhund 1
Teckel 69 21
Tibet Terrier 96 4
Zwergpudel 50 32
Australian Cattle dogs 22 3
Cocker Spaniel 20 7
Colli 3
Saarloos/Wolfshond 125 7
Yorkshire Terrier 3 1
Sloughi 205 5
Rottweiler 1 1
Berner Sennenhund 1 1
Pon 1 1
Schapendoes 1 1
Neufundländer 4 1
Irish Setter 3 2
Berger des Pyrénées 46 1
Springer Spaniel 1 -
Riesen Schnauzer 1 1
Scottisch Terrier 1 1

                                                                                                       Quelle: Ruhr-Universität, Bochum


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